Sumbawa, Walhaie und das Ende der Welt

Tage 9 und 10 : 22.08.2023 / 23.08.2023

 

Eine kurze Nacht … Faszination Walhai

Das schöne Hotel konnten wir nur kurz geniessen. Um 0:30 Uhr war die Nacht zu Ende. Ja , richtig gelesen um 0:30 Uhr, grausamer geht es fast nicht … Total müde versammelten wir uns in der Hotellobby , der Fahrer wartete schon. Gepäck einladen und los ging es , hinein in die dunkle Nacht von Sumbawa. Der Fahrer sollte uns zu einem Skipper bringen, welcher uns dann auf das offene Meer hinausfährt zu den Walhaien. Auf Grund der Entfernungen und der Fütterungszeiten der Walhaie musste der Start so zeitig erfolgen. Nach etwa 2 Stunden unspektakulärer Landstrassenfahrt (die ich im Halbschlaf verbrachte), trafen wir bei dem privaten Skipper ein. Das Tor war fest verschlossen. Na, toll. Der Fahrer wurde leicht nervös und telefoniert und telefonierte… Dann leuchten Scheinwerfer und zwei Autos näherten sich. In einem PKW war Rio , der die Tour im Kontakt mit Niko organisiert hat und weiteres Taxi mit einem italienischen Pärchen. Es gab ein paar kurze Hinweise und dann sollten wir in ein traditionelles Longboat einsteigen. Ramona ging es nicht so gut, daher wollte sie nicht mitfahren. Wir verhandelten mit Rio und dem Fahrer, dass Ramona und unser Gepäck in einem nahegelegenen Hotel unterkommen, bis wir zurück sind. Wenig später tuckern wir auf dem Meer in die Nacht hinein. Es ist stockdunkel, man hört nur das monotone tok-tok des Schiffsdiesels und das Rauschen der Wellen, die nicht all zu hoch sind.An den Aussenseiten des Bootes brennen kleine Positionslampen, völlige Dunkelheit umgibt das Boot, niemand spricht ein Wort. Wir kauern auf Decken am Boden des großen Bootes und frösteln trotz schwüler 24 Grad vor uns hin. Der Wind frischt auf und die Gänsehaut ist da. Einer der Skipper reicht uns Decken und heissen Kaffee, das macht sich jetzt gut.

Nach ca. 1,5…2h Fahrzeit sind dutzende sogenannter Plattformen mit heller Beleuchtung am Horizont zu sehen. Diese Plattformen dienen den Fischern zum Fischfang und zum Anlocken der Walhaie.An einer dieser Plattform machen wir fest. Ein weiteres Boot ist schon da, alle warten gespannt… Die ganzes Situation hat etwas groteskes, da ist diese hell erleuchtete Plattform mitten im Ozean und zwei Booten daran und alle schauen gebannt auf das Wasser… Nichts passiert, mir fallen dauernd die Augen zu. Ich könnte jetzt schlafen und hätte nichts dagegen einfach zu pennen, Ich mag gar nicht daran zu denken in das kalte Wasser zu springen…

Da nix passiert geht die Bootsfahrt weiter, wohl zu einer anderen Plattform. Inzwischen geht die Sonne auf, alles ist in ein wunderbares orange-rot gefärbt, es ist atemberaubend schön. Dann erreichen wir die nächste Plattform …es sind schon zwei Boote da und alle sind ganz aufgeregt. Da, dort, Walhaie. Riesenexemplare. Im Wasser tummeln sich schon einige Menschen der anderen Boote. Wir machen uns startklar, ich lasse mir noch eine Schwimmweste geben und zieh meine Ausrüstung an. Dann geht es mit einem beherzten Sprung ins Meer. Das Wasser ist angenehm warm, ich liege gut im Wasser, die Wellen sind nicht sehr hoch. Alles passt. Brille auf, Schnorchel in den Mund und Gesicht unter Wasser schwimme ich auf ein einen Walhai zu und dann ist vor mir diese riesige Maul.

Wow, ich bin überwältigt. Die Guides lassen uns viel Zeit, sind selbst nicht dabei im Wasser sondern beobachten unser Treiben vom Boot bzw. der Plattform aus. Immer und immer wieder tauchen neue Walhaie auf. Wir sind ganz dicht dran, brauchen nicht viel zu machen. Es macht einen Riesenspass und so merkt man gar nicht wie die Zeit vergeht. Es sind auch schon wieder Boote hinzugekommen. Die meisten beobachten alles vom Boot aus, zeitweilig sind Niko , Sarah und ich alleine mit den Walhaien. Dann kommt irgendwann das Zeichen, dass wir raus sollen. Als wir wieder an Board unsrer Nusschale sind, gibt es erstmal Kaffee. Inzwischen ist es hell geworden und die Sonne scheint. Sofort spürt man die Wärme der Sonnenstrahlen, der Kaffee tut sein übriges. Der Skipper hat ein „Frühstück“ vorbereitet: Toastbrot, Nutella und Bananen. Why not…Wir lassen es und schmecken und tauschen unsere Erlebnisse aus. Die Italiener die mit uns fahren, sind auch ganz aus dem Häuschen…

Total happy tuckern wir Richtung Land zurück. Inzwischen ist es hell geworden und die ersten warmen Sonnenstrahlen der Morgensonne lassen vergessen, dass wir nasse Klamotten anhaben. 2 Stunden später steigen wir glücklich und zufrieden aus dem Boot. Wir laufen zu dem Hotel ein paar Meter weiter , in welchem wir ursprünglich übernachten wollten. Hier warteten bereits unsrer Fahrer , welcher uns nach Sape zum nächsten Fährhafen bringen wird und Ramona, die sich nicht so wohl fühlte und deshalb an Land blieb, eben in jenem Hotel. Nachdem wir dort noch unsere noch nassen Klamotten wechseln konnten verstauten wir alles im SUV unseres Fahrers und traten wenig später die mehrstündige Fahrt nach Sape an.

Überlandfahrt Sumbawa Bersa-Sape

Sape ist eine Hafenstadt am südlichen Ende der Insel Sumbawa (West Nusa Tenggara). Von dort aus fährt einmal täglich die Fähre nach Labuan Bajo auf der Insel Flores. Genau dorthin wollen wir, weil unsere mehrtägige Bootsfahrt im Hafen von Labuan Bajo beginnt. Soviel zur Theorie , in der Praxis handelt es sich leider um eine Gleichung mit mehreren Unbekannten. Zunächst müssen wir die Strecke von Sumbawa Bersa nach Sape überbrücken, quasi über ganz Sumbawa.

Es gibt nur eine einzige Straße , die ist zwar asphaltiert , aber nicht immer in einem guten Zustand. Die Fahrdauer wird mit ca. 6Std. angegeben. Soweit so gut. Die Tickets für die Fähre können nicht online gebucht , sondern müssen vor Ort erworben werden.Der Ticketschalter macht ab 07:00 Uhr auf, meistens jedenfalls. Die Fähre fährt nur einmal täglich, da die Überfahrt so ungefähr 8 Stunden dauert. Die Abfahrtszeit der Fähre wird mit 09:00 Uhr morgens angegeben, es kann aber auch schon mal 08:00 Uhr sein oder erst 10:00 Uhr, das ist nicht immer ganz so 100%ig sicher.

Sumbawa präsentiert sich uns als recht eintönig. Die meiste Zeit fahren wir durch karge Landschaften mit wenig grünem, ab und an Reisfelder oder größere Ansammlungen von Palmen.

Die Orte die wir durchfahren sind meist kleine Dörfer , wo die Zeit stehen geblieben zu sein scheint. Ziegen, Kühe und Hühner sind neben und auf der Strasse, Hunde lungern überall rum. Die Dörfer bestehen zumeist aus Hütten mit Wellblechdächern, es sieht sehr ärmlich aus und auch hier liegt überall der Müll herum. Immer wieder riecht es stark nach verbrannter Plastik mit entsprechender Rauchentwicklung, Müllverbrennung auf indonesisch…

Es hat den Anschein, als durchfahren wir das 19.Jahrhundert. In Gegenden mit mehr Grün mal etwas Abwechslung, dutzende von Affen , eine Art der Makaken sitzen an der Strasse und wühlen im Müll, der auch hier links und rechts der Strasse verteilt ist. Ich sitze während er ganzen Fahrt vorn, der Rest der Mannschaft zu dritt hinten auf dem Rücksitz. Der SUV ist relativ groß und ich versuche es mir vorn einigermaßen bequem zu machen. Der Fahrer ist wie die meisten Einheimischen sehr freundlich, spricht aber nicht sehr viel, was mir ganz recht ist. Irgendwann schlafe ich von dem ganzen Geschunkle ein. Ich wache auf, als wir in eine Stadt einfahren. Bima.

Das typische Gehupe und Geknattere der Mopeds reißt mich aus dem Schlaf. Es ist offenbar rush hour, denn die Straßen von Bima sind vollgestopft. Es gibt keine Verkehrsregeln, das wichtigste am Fahrzeug ist die Hupe. Interessantes entdecke ich nicht in Bima, also lasse ich Handy und Kamera unangetastet. Der Rest der Mannschaft ist auch aufgewacht und diskutiert über das Gesehene. Ich höre schweigend zu und bemerke, dass unser „Driver“ mit Genuss dauernd rülpst. Dann greift er wieder und wieder in die Mittelkonsole und schiebt sich eine Waffel nach der anderen in den Mund. Die sind offenbar so trocken, dass er aller paar Minuten regelrechte Hustenanfälle bekommt. Als er mitbekommt, dass ich ihn beobachtet habe, bietet er mir freundlich an, auch zu zugreifen. Nein , Danke. Mir ist mulmig, ob vom Zuschauen oder von der Fahrt, ich weiß es nicht. Es dauert noch eine kleine Ewigkeit bis wir in Sape ankommen.

Sape

Die Stadt hat jede Menge Moscheen. Kleine und größere, es wirkt alles sehr islamistisch. Kein Wunder, wenn 87% der in Indonesien lebenden Menschen islamischen Glaubens sind. Auch hier scheint die Zeit im 19.Jahrhundert stehen geblieben zu sein. Wir sind gespannt wie unser Hotel aussieht. Dann halten wir an. Was das soll ein Hotel sein ? Ein paar Männer eilen heran und helfen beim Ausladen, unser Fahrer verschwindet mit einem Teil der Männer in einer Art Büro. Den Mädels ist die Skepsis anzusehen. Es ist trotz fortgeschrittener Zeit extrem heiß. Das Hotelumfeld ist wenig einladend. Es gibt zwei „Stores“ … mehr nicht. Es riecht unangenehm und alles wirkt sehr schmuddelig. Wo sind wir hier nur gelandet? Einer der Männer von vorhin, zeigt uns die Zimmer, ohne Fenster aber mit Dusche und Toilette . Spartanische Einrichtung, kein TV , aber sauber. Ich stelle fest, dass das Zimmer etwas von einer Zelle hat. Nun ja, für eine Nacht ist es ok. Wir stellen die Sachen im Zimmer ab. Dann beschließen wir ein Restaurant zu suchen. Niko hat irgendein Cafe mit Speiseangebot über google maps entdeckt. Das scheint auch das einzige „Restaurant“ in Sape zu sein . Wir laufen los, überall wird uns freundlich zu gewunken. Kinder wollen uns anfassen… Egal wo wir lang laufen, alle begrüssen uns mit einem lauten „Hello“, junge Frauen kichern, blicken uns nach… Das hat was unheimliches. Offenbar kommen hier nicht so viele „weisse“ Menschen durch? Ich wage den Vergleich mit den Spaniern die im 15.JH in Südamerika ankamen… Meine Mannschaft findet das gar nicht lustig. Schließlich haben wir das „Cafe“ gefunden. Tatsächlich gibt es dort was zu essen und es gibt sogar die gute alte „Coke“. Wir bestellen alle , ich nehme „Pizza Mozzarella“ … (Keine Ahnung was die da drauf gemacht haben, ich musste mehrmals die Nacht auf`s Klo… ) Das „Cafe“ oder „Restaurant“ hat einen großen Freiluftbereich. Es ist niemand weiter da, außer ein „weißer“ junger Mann. Dem Anschein nach ein Backpacker … Wir kommen mit ihm in Kontakt , seinem englisch nach könnte es ein Amerikaner oder Australier sein. Er sagt , dass die Fähre gestern nicht gefahren ist und das das dies regelmäßig so sei. Aber er hat wohl die Info bekommen, dass morgen die Fähre auslaufen wird. Na toll. Der Rückweg zum „Hotel“ war wie der Hinweg, Menschen die einem zwinken, anfassen und Selfies machen wollen. Wir nehmen es zur Kenntnis und laufen schnellen Fußes zur Bleibe. Die Fahrt und die unerträgliche Hitze haben Müde gemacht. In der Zelle gibt es Gott sei Dank eine funktionierende Klimaanlage. Über Kakerlaken mache ich mir keine Gedanken mehr, weil ich sofort einschlafe.

 

 

 

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