Durch die Berge – die ersten vier Tage [ausführlich]
Nachdem wir früh aufgestanden sind und uns etwas Obst und Gemüse von Markt geholt haben, ging es auch schon los. Die ersten Meter waren noch recht wackelig, da ich noch nie mit so viel Gepäck gefahren bin. Doch nach einer kurzen Zeit hatte ich mich auch schon daran gewöhnt und konnte meine Balance auf den zwei Rädern wiederfinden. Zum Glück, denn in der Stadt rasen die Motorräder nur wenige Zentimeter an einem vorbei. Innerhalb weniger Stunden veränderte sich die Landschaft gewaltig. Aus der Hauptstadt ging es recht schnell raus, da diese festen Asphaltstraßen besaß. Die festen Wohnungen aus Ziegeln und Beton wichen immer mehr den Hütten aus Holz und Blech. Der angenehme Asphalt wechselte sich mit dem trockenen, staubigen roten Sand ab und statt der Unzähligen Motorräder sahen wir immer öfter Kühe, Hühner und Schweine, welche unseren Weg kreuzten. Kurz nachdem wir die ersten Wälder gesehen hatten, machten wir eine kurze Verschnaufpause und aßen unsere mitgebrachten Sachen. Danach fuhren wir immer weiter auf einer schier endlos lagen Straße den Blick immer auf die Berge gerichtet, welche man in weiter Entfernung sehen konnte.
Als der Po weh tat und der Magen wieder knurrte war es Zeit für das Mittagessen. Wir hielten an einem „Resteraunt“ direkt an der Straße. Die „Restaurants“ bestehen nur aus einer kleinen Kochnische und zwei bis drei Plastiktischen an denen ein paar Stühle stehen. Die Meisten haben noch nicht mal eine Speisekarte (wenn doch, dann aber auf Laotisch) und sind deshalb nicht besonderes für Touristen geeignet. Doch wir hatten Hunger und ließen uns überraschen. Serviert wurde uns dann eine Nudelsuppe mit Fleisch und einem kleinen Teller mit Salat und Chillis. Bei dem Gericht handelte es sich, um das traditionelle Phở, welches uns noch öfter begegnen sollte. Die Suppe war echt lecker und natürlich wollte ich auch die Chilli probieren. Doch ich habe sie zu schnell gegessen und habe Schluckauf bekommen. Die Inhaberin und die Nachbarin haben sich köstlich darüber amüsiert. Nachdem wir gegessen hatten, ging es auch schon weiter. Wir folgten der Straße weitere 50 km. Die Sonne brannte uns im Nacken und die weit entfernten Berge kamen immer näher und wurden größer und größer. Auf dem Weg dorthin durchquerten wir duzende Dörfer, bestaunten die riesigen grünen Reisfelder und beobachteten Kühe, die Plastiktüten fraßen.
Am späten Nachmittag kamen wir in einem kleinen Dorf nahe der Berge an und füllten unsere Wasservorräte auf. Viele Kinder grüßten uns und kamen auf uns zu gerannt. Ab und zu hörte man auch das Wort „Falang“. Eigentlich heißt es Farang und beschreibt einen „Westlichen“, also Jemanden aus Europa, Amerika oder Australien. Doch, da die Asiaten statt dem „r“ ein „l“ aussprechen, versteht man immer Falang. Wir bemerkten, dass wir jetzt endgültig aus den touristischen Gebieten raus sind. Nach kurzer Zeit kamen wir am Eingang des Nationalparks an, wo uns ein verwunderter Grenzbeamter die Schranken hochzog. Endlich waren wir in den Bergen. Die Straße schlängelte sich serpentinenartig hinauf. Anfangs konnten wir noch hochfahren. Doch irgendwann war die Steigung so extrem, sodass wir schieben mussten. Nach einer Weile endete die asphaltierte Straße und wir kamen auf eine trockene, staubige und rote Sandpiste.
Das Schieben wurde noch schwerer, da man oft wegrutschte und der Schweiß tropfte uns von den Helmen. Ab und zu kamen Motorrad -oder auch Autofahrer vorbei, welche uns grüßten und einen Daumen nach oben zeigten. Dies heiterte uns angesichts der schlechten Straßenverhältnisse immer wieder auf. Die Sonne wurde verschwand zunehmest in den riesigen grünen Wäldern. Und bald waren auch die letzten Sonnenstrahlen weg.
Wir hatten nur ein Problem, nämlich das wir nichts zum Schlafen hatten. Am Straßenrand konnten wir nicht schlafen, da alles zugwachsen war. Das letzte Dorf war 5 km zurück. Und da wir nicht zurückwollten, mussten wir weiterfahren oder eher scheiben, bis wir etwas fanden. Dabei kamen wir immer höher und konnten einen atemberaubenden Sonnenuntergang erleben.
In der Dunkelheit kamen wir an einer Art Militärkaserne an. Doch dort wollte man uns nicht aufnehmen. So ging es weiter, bis wir an einem großen Hause ankamen, wo wir nach etwas erzählen mit dem Besitzer in dem Vorgarten zelten konnten. Schnell bauten wir unser Zelt, um noch schneller schlafen gehen zu können. Doch davor aßen wir noch Mangos, die wir noch hatten, zum Abendbrot, da wir nichts anderes hatten. Vom Besitzer gab es sogar noch Wasser für uns. Danach konnten wir endlich schlafen nach einem sehr anstrengenden aber auch sehr eindrucksvollen ersten Tag.
Am nächsten Morgen wurden wir zeitig geweckt, da der Besitzer seiner Musikanlage auf volle Lautstärke stellte. Die laotischen Klänge dröhnten in die ganze Umgebung. Schnell packten wir unsere Sachen und fuhren weiter. Wir mussten erst mal nicht mehr schieben, sondern konnten uns rollen lassen und den Sonnenaufgang genießen. Da wir kein richtiges Abendbrot hatten. Knurrte uns schon bald der Magen. Doch das nächste Dorf war über 20 km entfernt. Hinzu kam das es wieder bergauf ging. Und wie. Die „Straße“ war übersäht mit großen Steinen, welche das Schieben erschwerten.
Wir kamen durch abgelegene Dörfer, welche wohl nur selten einen Falang gesehen haben, denn wir waren das Highlight in jedem Dorf. Die Kinder kommen rausgerannt oder stehen, wie zugefroren an der Straße und gucken uns hinterher. Durch den Hunger getrieben, schleppen wir uns auch Stück für Stück die Berge hinauf. Bis wir in ein kleines verschlafenes Dorf kommen, wo es einen Miniladen gibt. Dort kaufen wir uns Bananen uns Kekse, welche uns über die bevorstehende lange Strecke bis zum nächsten Restaurant bringen sollen.
Wir halten an einem kleinen Seitenpfad an und frühstücken erst mal. Danach geht es weiter. Immer tiefer in die Berge. Oft sehen wir Einheimische, welche uns mit selbstgebauten Fahrzeugen entgegenkommen und uns dann verdutzt zuwinken. Diese „Fahrzeuge“ sind durch ihre länge gut an die Umgebung angepasst und können so schnell den Berg hinaufklettern. Von dem Weg ist an manchen Stellen fast nichts mehr übrig außer einem zerklüfteten Pfad, wo man sogar Probleme hat mit Schieben weiter zu kommen und in den Lücken zwischen den Steinen stecken bleibt.
Dazu kommt die Sonne, welche einem ständig den Schweiß in das Gesicht treibt. So kommen wir nur langsam voran. An einer Stelle müssen wir einen kleinen Fluss überqueren, um danach das Fahrrad einen Sandhügel hochzuschieben. Keine einfache Angelegenheit. Doch die Arbeiter, welche dort an dem Weg gearbeitet haben, halfen uns und schoben mit uns die Fahrräder den Berg hinauf. Wir machten bei Ihnen eine kurze Verschnaufpause und beobachteten, wie sie versuchten den Weg zu begradigen. Doch unser Hunger ließ uns bald weiterfahren.
Immer wieder konnten wir uns eine kurze Zeit lang einen Hügel runterrollen lassen, ehe wir wieder in die Pedale treten mussten. So fuhren wir eine ganze Weile, bis wir wieder auf eine größere Straße kamen, welche aus noch mehr Steinen bestand. Ständig wirbelten riesige LKWs den Staub auf und bauten dadurch richtige Staubwände auf, durch die man nicht durchgucken konnte.
Doch irgendwann war auch die Straße vorbei und wir kamen wieder auf die lang ersehnte Asphaltstraße. Die bedeutete, dass wir nun fast beim Restaurant sind. Mit den Bergen im Hintergrund und an einem umgekippten LKW vorbei, rasen wir Richtung Tal und träumen schon von unserem Essen.
Im Tal angekommen finden wir auch gleich ein passendes Restaurant, sogar mit Wifi. Ich esse meinen gebraten Reis mit Hühnchen und Tom seinen mit Shrimp, weil es so lecker schmeckt (oder, weil ich so viel Hunger habe) esse ich gleich zwei Portionen. Beim Essen lernen wir Jemanden kennen, der etwas Englisch spricht. Er bringt uns auch zu einem nahen gelegenen Gasthause und rät uns unsere nächste Strecke nur tagsüber zu fahren, da uns nachts sonst Terroristen überraschen könnte. Mit dem zufriedenen Gefühl die Wege heute überwunden zu haben, gehen wir schlafen.
Nach einer erholsamen Nacht im Gasthaus in Congxan fahren wir zu einem Markt und suchen uns dort was zum Frühstück. Wir werden auch schnell fündig und kaufen Bananen, Mandarinen und Sticky Rice. An einer kleinen Wiese halten wir an und essen das Gekaufte zusammen mit den restlichen Keksen.
Beim Essen liefere ich mir einen Kampf mit einer Biene. Doch das Biest lässt mich nicht in Ruhe und sticht mich schlussendlich. Ich nehme es, wie ein Mann, denn wir müssen weiter. Zu beginn ist der Weg noch flach und führt doch viele Dörfer. Zwischendurch kann man sich auch ein paar Mal bergab rollen lassen und die Kulisse der Berge genießen. Doch als wir diese wieder erreicht haben, heißt es in die Pedale treten. Irgendwann schaffen aber dies nicht mehr und wir müssen absteigen und schieben. Auf der Asphaltstraße schiebt es sich angenehmer als auf der Schotterpiste und wir kommen auch schneller voran. Doch die Sonne lässt uns wieder schwitzen. Wir sind froh einen kleinen Wasserfall entdeckt zu haben, denn unsere Wasserreserven sind fast leer. Alle Flaschen werden aufgefüllt.
Drei Tropfen von dem Wasseraufbereiter und nach zwei Stunden kann man dann das Wasser genießen. Mit genug Wasser manchen wir uns wieder an den Aufstieg. Bald haben wir den Gipfel erreicht und es geht erst mal wieder runter. Wir genießen die Abfahrt und die kühle Luft, welche uns ins Gesicht weht und bestaunen die Bergketten um uns herum. Da wir kein Mittag gegessen haben, kommen wir mit einem gewaltigen Hunger im Tal an.
Wir fahren zu erst am Restaurant vorbei. Doch die Leute winken uns zu und rufen uns hinterher. Und so fahren wir mal zurück, um zu gucken, wer uns gerufen hat und entdecken voller Freude das Restaurant. Dort essen wir danach eine so große Portion Phở – Suppe, dass wir danach richtig voll sind. Es dämmert schon und uns wird klar, dass wir was zum Schlafen brauchen. Da uns gesagt wurde, dass es hier nachts nicht sicher ist, wollten wir auch nicht in der Wildnis zelten, sondern wieder in einem Gasthaus übernachten. Es gab zwei Möglichkeiten. Entweder den Berg runter ins Community-Dorf zu fahren, wobei wir nicht wussten, ob dort ein Gasthaus gibt, da uns nichts angezeigt wurden. Oder den Berg 3km weiter hochfahren nach Namngon, um zu dem nächsten Gasthaus zu fahren, dass uns angezeigt wurde. Wir entschieden uns für Letzteres, da es uns zu riskant war im Community-Dorf nichts zu finden.Mittlerweile war es nun dunkel und wir schoben so schnell wir konnten den Berg hoch. Dabei konnten wir einen großen Tagebau entdecken und riesige Industrieanlagen. Irgendwann kamen wir dann erschöpft in Namngon an und suchten das Gasthaus auf. Wir gingen noch mal kurz auf den Markt und kauften uns Eier und frittierte Puddingbällchen. Danach ging es zum wohlverdienten Schlaf.
Die Strecke, die wir gestern Abend hochschoben mussten, konnten wir Frühs ganz entspannt runterfahren und dabei die Aussicht auf die Berge, einen See und die Maschinen im Tagebau genießen.
Bis ins Community-Dorf konnten wir uns rollen lassen. Dort entdeckten wir zu unserer Überraschung mehrere Gasthäuser. An einem kleinen Markt halten wir an und kaufen Obst für unser Frühstück, sowie Mungobohnen und etwas Gemüse, da wir mal etwas selbst kochen wollten. Gefrühstückt haben wir auf einer kleinen Wiese und wurden dabei von Kindern beobachtet, welche auch immer neugierig gucken, was wir machten. Nach dem Frühstück fuhren oder schoben wir eher den Berg hoch. Dabei passierten wir Männer die mit Maschinengewehren bewaffnet waren und am Straßenrand das Gras schnitten. Es waren nicht die ersten Männer, die wir mit solchen Waffen gesehen haben, aber es waren definitiv die Seltsamsten. In der heißen Mittagssonne machten wir eine Pause an einem kleinen Pfad abseits der Straße und wollen das erste Mal kochen. Dazu sammelten wir erst mal Holz und schnitten den Kürbis und das Gemüse, in kleine Stückchen. Nach kurzer Zeit war das Feuer heiß genug und es konnte gejocht werden. Zuerst waren die Mungobohnen an der Reihe. Nach 10 Minuten waren diese fertig und das restliche Gemüse und der Kürbis konnten in gekocht werde.
Der „Eintopf“ hat lecker geschmeckt und uns für die restliche Etappe gestärkt. Wir ruhten uns noch kurz aus und fuhren dann weiter in einem kleinen Zwischengipfel kommen wir an einen Grenzbeamten vorbei. Dieser macht von unseren Reisepässen und den Fahrrädern Fotos und will außerdem noch 50 000 Kip (ca. 5€) für die Weiterfahrt. Wir streiten nicht mit ihm, da es keinen Sinn machen würde und geben ihm das Geld. Wir dürfen sogar unsere Flaschen auffüllen und fahren dann schnell weiter.
In einem Tal kommen wir in eine Stadt, welche einen großen Markt besitzt. Dort kaufen wir unsere Fahrradkörbe und machen sie auch gleich fest. Für eine Weile geht es nicht bergauf und bergab, sondern eben weiter. Als die Sonne untergeht fahren wir auf den höchsten Punkt unsere Reise zu, 1400m. Mit einem wunderschönen Sonnenuntergang im Hintergrund schlängelten wir uns den Berg hoch, bis wir oben angekommen sind.
Dort finden wir leider keine Möglichkeit zu schlafen, da an es an der Straße nur steil nach oben oder unten geht. So lassen wir uns wieder den Berg hinunter rollen, bis wir einen kleine Pfad finden. Diesen folgen wir ein Stück und schlagen dann unser Zelt dort auf. Wir bestaunten noch den Sternenhimmel und beobachteten ein paar Glühwürmchen bevor wir schlafen gingen